Nr. 11 – Morgengesang
11. Morgengesang
Der Junge Tag, zurückgekommen
Mit neugeschaffnem Angesicht,
Hat halb die Freundlichkeit des Gottes angenommen,
Der ihn bekleidet mit Licht!
Du, Seele, bist nicht fortgerissen
Aus mir, durch irgendeine Macht;
O dem, auf dessen Wort die Himmel horchen müssen,
Sei neues Opfer gebracht!
Du denkst in mir, du kannst dich schwingen,
Dem unsichtbaren Winde gleich,
In einem Augenblick dahin, wo Engel singen,
Und singst mit ihnen zugleich!
Du übersteigest Mond und Sterne,
Fliehst schnell zurück, du schweifst umher
Wie Gottes Blitz und schwebst in ungemeßner Ferne
Hoch über Hügel und Meer!
Du drängest dich durch dicke Mauren,
Du achtest feste Schlösser nichts;
Ich fühl es, daß du strebst, der Gottheit gleich zu dauren,
Zu trinken Ströme des Lichts.